HEIMAT. AUF SPURENSUCHE IN MITHOLZ

Eine partizipative Ausstellung mit Menschen aus dem Bergdorf Mitholz über Heimat, Erinnerung, Risiko und Verantwortung, alpines Museum Bern (2022/2024)

noch zu sehen bis 30.Juni 2024

EIN IMMERSIVES UND PARTIZIPATIVES AUSSTELLUNGSKONZEPT: inhaltlicher und szenografischer Entwicklungsprozess, räumliche Konzeption und Umsetzung der gesamten Ausstellung.

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«Die Bilder der Ausstellung sind so stark. Dazu tragen neben der dauernden Präsenz der Betroffenen auch die starken Emotionen der von Karin Bucher verantworteten Szenografie bei: Das im «Hodlersaal» des Museums aus kreisrund positionierten Lautsprechern intonierte Abschiedslied an den Ort «Läb wohl Mitholz» geht unter die Haut, auch wenn man den Auftritt von Frauen und Männern aus Mitholz und dem Umfeld des Projekts nicht live an der Ausstellungseröffnung erleben hat können: «Mir müesse gah…».»

«Ich hatte vor einigen Tagen die Gelegenheit, diese beeindruckende und spannend inszenierte Ausstellung zu sehen. Eine der grossen Stärken der Ausstellung ist, dass sie einem ein sehr unmittelbares Gefühl dafür gibt, was Heimatverlust bedeuten und wie er sich anfühlen kann. Wenn es aber schlimm ist, die eigene Heimat zu verlieren, dann heisst das im Umkehrschluss, dass es wertvoll ist, eine solche Heimat zu haben. Worin aber besteht dieser Wert? Und was ist das überhaupt – Heimat?»

 

 

DIE AUSSTELLUNG

Die Inhalte der Ausstellung entstanden partizipativ im Gespräch und in Workshops mit der Bevölkerung aus Mitholz, ihre Gedanken sind in den vielen, mit grosser Schrift gestalteten Zitaten lesbar.Die vielen Blickwinkel auf das komplexe Thema sind in starke, emotional berührende Räume und Installationen gegliedert die sich wie einzelne Perlen an einer Perlenkette dramaturgisch zu einer Erzählung aneinanderreihen. In den Ausstellungsraum hineingestellt sind zwei Raumkonstruktionen: der Stollen und der Lösungsraum. Elemente die von Aussen das Leben im Mitholz bestimmen. Diese Räume sind innen strahelnd weiss gestrichen und haben eine andere Lichttemperatur.

Das grosse Modell im Massstab 1:160 empfängt und heisst die Besucher in Mitholz willkommen. Im Ohr ein fiktionales Gespräch unter drei Bewohnern. Damit wird klar, die gesamte Ausstellungsfläche ist Mitholz. Mitholz steht für ein Bergdorf, dass mit Bedürfnissen unserer Gesellschaft umgehen muss. Das Munitionsdepot, die Verbindung von Nord nach Süd, der Neataushub, der Steinbruch prägen die auf den ersten Blick idyllische Landschaft. Mitholz ist mit der BLS Nordrampe auch eine beliebte Landschaft zum Nachbauen unter Modelleisenbahnbauern, da sie viele Bahnkilometer auf keiner Fläche aufweist. Den Bahnhof gibt es als Bausatz zu kaufen. Unser Modell zeigt nicht nur die Bahn und die Idylle sondern der Parameter, der geräumt werden muss. Die Landschaft liegt im Dämmerlicht, der entwurzelte Baum, eine Hebebühne, ein Unfall sind zu entdecken.

Eine Millisekunde veränderte das Leben in Mitholz. Explosionsnacht hat sich in die DNA der Mitholzer eingeschrieben, davon erzählen ihre Zitate und Objekte. Die Explosionshängung übersetzt installativ die Kraft und Wucht dieses Ereignisses. Auf den schief in den Raum gestellten Ausstellungswänden wird durch Bilder, Fernseh- und Zeitungsberichte aus 1947 das Ausmass der Explosion, die Räumung und der Wiederaufbau nachvollziehbar.

Die Sprüche auf den Häusern in Mitholz stehen für die Hoffnung, für das Weiterleben und Vergessen. Es sind Botschaften an alle die nach Mitholz kommen. Sie stehen wie ein Denkmal für die kollektive Erinnerung. Wir haben sie vor Ort mit der Technik der Frottage abgepaust, archiviert und als für sich stehendes Original in den Raum gesetzt.

Der Stollen ist hell erleuchtet und steht als geschlossener langer Fremdkörper im Raum. In Anlehnung an das Bild eines Patienten leuchten die Fotografien der Bomben aus Leuchtkasten und von Aussen angebrachte Sensorlämpchen stehen für das Alarmierungssystem. Um den Stollen, seine Geschichte und das heutige Problem aufzuzeigen haben wir die komplexen Darstellungen und Beschreibungen mittels Illustration visualisiert. Am Schluss steht die Botschaft, dass Mitholz geräumt werden muss und die Bewohner ihre Häuser verlassen müssen. Ein langer Weg ist zu gehen - unausweichlich, die Tage, Stunden und Minuten sind gezählt.

Für den anfänglichen Schock, den Schmerz, das Zusammenstehen und vielleicht Versöhnen steht die Baumwurzel, das Abschiedslied und der aus Dachlatten neu gebaute Baum. Dass während dem Säubern in der Baumwurzel eine Patrone gefunden wurde, zeigt wie allgegenwärtig das Problem sich hier zeigt. Indem man dem Schmerz begegnet, ihn ausdrückt, zusammen steht können Wunden heilen. Aus gefälltem kann Neues anstehen, wenn wir uns gemeinsam erinnern.

Die Materialien im Archiv entstanden in Workshops mit Mitholzer:innen. Nicht nur individuelle Geschichten auch Sammelgut wird ins kollektive Gedächtnis aufgenommen. Daraus haben wir Objekte gestaltet, die alle Sinne berühren und eine imaginäre Reise zu den Menschen, zur Landschaft und zur Natur in Mitholz ermöglichen. Die Objekte sprechen für sich und regen eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema an.

Der Lösungsraum ist der zweite, in den Ausstellungsraum gestellter, oben geschlossener, hell erleuchteter Raum. Der theatral installierte Arbeitstisch lädt die einzelnen Spezialisten an einen Tisch und macht deutlich, dass wir uns mitten auf dem Weg befinden Lösungen für das komplexe Problem zu finden. Die Grafik ist ergänzbar, der Zeitstrahl wird sich im Laufe der Ausstellung füllen, nicht nur politische Entscheide stehen an.

Wir wollen wir in Zukunft leben? Mitholz wird man neu aufbauen müssen. Die Landschaft ist leer - eine weisses Architekturmodell lädt ein zu Visionen. Im Ohr ein fiktionales Gespräch von Bewohnern über das Zurückkommen im Jahr 2040, in den Händen einen Apfel. Aus jedem Apfelkern kann ein neuer Baum wachsen. Wie gehen wir mit unserem Paradies Erde um?

Die Ausstellung lädt die BesucherInnen ein, sich selbst mit Heimat auseinanderzusetzen. In der ganzen Ausstellung sind Fragen platziert. Am Schluss fragt die interaktive Installation nach den Antworten.

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ANHÖREN:

1 Wie Florian Branger aus der Arbeitsanstalt Realta flieht.

2.Wie der Verdingbub Ruedi Hofer von Platz zu Platz geschoben und schwer verletzt wird.

4 Wie Cornelia Studer im Kinderheim Entwurzelung, Gewalt und Isolation erlebt.

KONZEPT, GESTALTUNG, KUENSTLERISCHE LEITUNG:

Karin Bucher

KURATION:

Tanja Rietmann

PROJEKTLEITUNG, REDAKTION:

Andrea Kauer Loens 

HOERCOLLAGEN:

Christina Caprez (Regie, Text), Tanja Rietmann (Text), Michel Decurtins (Tonaufnahmen, Sounddesign) 

VIDEOAUFNAHMEN:

Thomas Karrer, Gesprächspartner Video: Sergio Devecchi, Marianne Hochuli, Peter Dörflinger 

FRAGESTELLEREI:

Mark Riklin, Thomas Karrer, Karin Bucher, Projektteam 

GRAFIK / ILLUSTRATIONEN:

Gaudenz Hartmann, Corina Hochholdinger 

AUSTELLUNGSBAU, TECHNIK:

René Dick & Reto Metz

KARTONOBJEKTE:

Karin Bucher und das Team des rätischen Museums: Charlotte Allemann, Sandra Blum, Lucia Bundi, Rita Conti, Silvia Conzett, Marianne Dick, René Dick,Annina Dosch, Andrea Kauer Loens, Reto Metz, Martina Nicca, Sarah Schüpbach, Claudia Seglias, Daniela Sulzer, Nicole Venzin

PRODUKTION:

Eine Produktion des Rätischen Museums im Auftrag der Regierung des Kantons Graubünden, www.raetischesmuseum.gr.ch

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KARIN BUCHER SZENOGRAFIE

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